Bauen für Generationen
Dijana:
Moin Alex, du bist nun schon das erste halbe Jahr bei der Projektgrund GmbH, einer Tochter der M Projekt, die sich vorwiegend mit Sozial- und Gesundheitsimmobilien beschäftigt. Wenn ich mich recht entsinne, warst du vorher im Bereich der Projektfinanzierung tätig. Was hat dich bewogen, quasi „die Seiten“ zu wechseln?
Alex:
Interessant ist für mich insbesondere die Möglichkeit den gesamten Projektzyklus miterleben- und -gestalten zu können – quasi von der „grünen Wiese“ bis hin zur „Schlüsselübergabe“. Der Weg von der reinen Idee bis zum Baubeginn und der Fertigstellung ist sehr vielseitig und bietet Herausforderungen unterschiedlichster Natur. Die erforderliche Zusammenarbeit mit den internen und externen Projektpartnern macht viel Spaß. Das Gesamtpaket ist es, was diese Aufgabe so reizvoll und spannend für mich macht. Vorher war ich ja erst im Boot zum Zeitpunkt der Finanzierungsanfrage, also wenn das Projekt schon geplant war.
Dijana:
Was genau macht denn die Arbeit bei der Projektgrund GmbH so attraktiv?
Alex:
Nun, man hat hier im Vergleich zu anderen von A – Z alles aus einer Hand. Das ist eher ungewöhnlich für Bauträger und Projektentwickler.
Dijana:
Die Projektgrund hat sich auf Sozial- und Gesundheitsimmobilien spezialisiert. Wie genau unterscheidet sich dieser Bereich von Wohnbauprojekten?
Alex:
Erstmal gibt es sehr viele Parallelen, denn beide Gebäudeklassen teilen einen hohen Planungs- und Umsetzungsaufwand. Und auch Gesundheits- und Sozialimmobilien, wie zum Beispiel Kindertagesstätten und Pflege- oder Seniorenresidenzen sind wichtige Bausteine unserer sozialen Infrastruktur.
Ein Unterschied liegt darin, dass diese Gebäudeklassen langfristig durch einen Betreiber gemietet und geführt werden und das meist bis zu 30 Jahren. Darüber hinaus sind die Betreiber von Anfang an in den Planungsprozess involviert. Gemeinsam wird die Immobilie nach den Bedürfnissen sämtlicher Stakeholder gestaltet, um eine möglichst hohe Nachhaltigkeit sicherzustellen.
Ein weiterer Unterschied besteht auch darin, dass im Vergleich zu Wohnbauprojekten ein verstärkter Fokus auf die Gesamtwirtschaftlichkeit gelegt wird. Nur so kann ein erfolgreicher und zukunftsfähiger Betrieb, um Kinder und Senioren zu betreuen und zu versorgen, gewährleistet werden.
Dijana:
Wenn ich es richtig verstehe, dann sind das also Projekte mit sehr langer Mietdauer. Inwiefern wird hier zukunftsweisend gedacht? Stellt sich die Projektgrund Ansprüche den Herausforderungen an das Thema Umwelt und Energie, wie zum Beispiel bei dem M Projekt „Tauwerkquartier“, das ja Bremens erste Klimaschutzsiedlung war?
Alex:
Natürlich müssen wir bei den langen Mietlaufzeiten darauf achten, dass die Immobilien – soweit zum Planungszeitpunkt erkenntlichen – den zukünftigen Anforderungen standhalten.
Dijana:
Was sind das für Anforderungen?
Alex:
Die ergeben sich zum einen aus den jeweiligen Betreiberkonzepten und zum anderen aus einer möglichst vielseitig nutzbaren Gebäudestruktur, um mögliche künftige konzeptionelle Anpassungen der Betreiber zu vereinfachen.
Dijana:
Danke, aber zurück zum ökologischen Aspekt.
Alex:
Natürlich möchten wir bei den Projekten auch einen positiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Die Energie- und Umweltstandards sind ohnehin sehr hoch, aber wir versuchen immer diese Standards noch zu übertreffen. Das erhöht zwar am Anfang die Gesamtkosten des Vorhabens, ist jedoch für die Nachhaltigkeit einer Immobilie und für die Betreiber und Nutzer langfristig vorteilhaft, weil sich daraus geringere Energiekosten und eine längere Nutzungsdauer ergeben. Im Planungsprozess geben hier unter anderem die Ausführungen der EnEV2016 (Energiesparverordnung) der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), sowie der ESG-(Environment, Social, Governance) Kriterienkatalog entsprechende Orientierungshilfen.
Dijana:
Demografischer Wandel ist ja bereits seit Jahrzenten ein großes Thema. Besteht denn in einer überalterten Gesellschaft großer Bedarf an Kindertagesstätten? Wie wird sich dieser Bereich zukünftig entwickeln?
Alex:
Welchen Bedarf es in welchem Bereich gibt, wird in regelmäßigen Abständen evaluiert. Und wo seit dem Jahr 1989 die jährliche Anzahl der Neugeborenen stetig zurück gegangen ist, steigt diese Zahl seit 2010 wieder an. Das Land Bremen investiert inzwischen im erhöhten Maß die Neubau- und Revitalisierungsmaßnahmen, um die Kinderbetreuung gewährleisten zu können. Das heißt, sofern der Bedarf an zusätzlichen Betreuungsplätzen weiter anhält, wird auch weiter investiert. Aber auch hier steht man vor einigen Schwierigkeiten, denn die benötigten neuen Betreuungsplätze werden erst in den kommenden Jahren fertiggestellt und der wachsende Personalbedarf in den Bereichen der Betreuung der nächsten Generation sowie in den Pflegebereichen stellen eine Herausforderung dar.
Dijana:
Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!