DAS SIEGERKONZEPT DER BERLINER SCHÖNBORN SCHMITZ ARCHITEKTEN
Grohn. Einen ganzen Tag hat sich das Preisgericht Zeit genommen, um die eingereichten Entwürfe für das Steingut-Quartier zu sichten. Am Ende fiel das Votum der Jury einstimmig aus: Umgesetzt wird das Konzept der Berliner Architekten Schönborn und Schmitz, das unter Beteiligung des Landschaftsarchitektenbüros Querfeldeins entstanden ist.
In ihrem Exposé sprechen die Architekten von blockartigen Carrées, die direkt an der Bahntrasse liegen und damit das Quartier nicht nur räumlich, sondern auch schalltechnisch in Richtung Norden begrenzen. „Die zu u-förmigen Gartenhöfen ausgebildeten Townhouses verzahnen das Quartier in Richtung Süden und lösen es zur kleinteiligen Nachbarbebauung hin auf“, ist dem Papier zu entnehmen. „Die unterschiedlich hohen Townhouses sind mit Satteldächern versehen, die einerseits den Maßstab der Wohnhäuser der Umgebung aufnehmen, andererseits in ihrer Reihung und Ausrichtung aber auch an die industrielle Vergangenheit des Ortes erinnern.“
Außerdem sieht der Entwurf eine Schule samt Sporthalle sowie zwei Kindergärten vor. Die „Steingutschule“ entsteht im Osten des Quartiers, die „Kita am Biotop“ im Westen. Ihre Außenflächen werden zum Geestpark hin ausgerichtet. Auf den Dächern der Gebäude sieht das Konzept Dachgärten und Gewächshäuser vor. Die „Kita auf der Geest“ haben die Architekten in südlicher Richtung angeordnet und damit in unmittelbarer Nähe zur Schule.
„Das neue Herzstück des Quartiers bildet die Kreativstadt, die sich aus den Bestandsgebäuden und den sich mit ihnen verzahnenden solitärhaften neuen Baukörpern zusammensetzt“, schreiben die Architekten. „Die hier entstehende stadträumliche Dichte erinnert an jene von Altstädten.“ Daneben ist auch ein Campus vorgesehen, der eine Anbindung zur Jacobs University sowie zum geplanten Science-Park schafft.
Eine besondere Rolle in dem Entwurf spielen die Flächen im Erdgeschoss. Hier sollen Cafés, Restaurants und kleine Läden untergebracht werden, um das Quartier zu beleben. Darüber hinaus sind auch weitere Einrichtungen denkbar, etwa ein Seniorentreff, Gemeinschaftsräume oder ein Fitnessstudio. Sie alle sollen vorwiegend im Bereich des Quartiersplatzes entstehen, der den Bewohnerinnen und Bewohnern als Treffpunkt dienen soll. Weitere gastronomische Angebote, darunter eine Markthalle samt Foodcourt, sind im Kreativquartier vorgesehen. Hier wird es darüber hinaus auch Kreativräume, Ateliers, einen kleinen Biosupermarkt sowie einen sogenannten Makerspace geben, in dem sowohl Werkzeuge als auch Wissen geteilt werden. Außerdem wird dort ein Multifunktionshaus mit Ideenräumen und einem Quartierstreff geplant.
Die ruhigeren Gewerbeeinheiten wie Büros, Arztpraxen und sonstigen Dienstleistungen sollen sich zur Quartiersstraße und den neu entstehenden Wegen orientieren. Darüber hinaus sind Gewerbeflächen im Norden vorgesehen. Hier sollen Manufakturen, produzierendes Gewerbe sowie Handwerksbetriebe untergebracht werden.
In den oberen Geschossen sieht die Planung neben Dienstleistungen und Gewerbe vor allem Wohnungen vor. Während die gewerblich genutzten Flächen nach Norden hin ausgerichtet sein werden, liegen die Wohnungen im Süden. Darüber hinaus sind spezielle Angebote in Planung, wie etwa begleitetes und altersgerechtes Wohnen sowie Pflege-WGs.
Für die Außenflächen planen die Architekten unter anderem den „Geestpark“. Im Umfeld davon ist eine freie und naturnah gestaltete Spiellandschaft angedacht. Darüber hinaus wird es einen Kleinkinderspielplatz, einen Natur-, Kletter-, und Abenteuerspielplatz sowie Fitnessangebote geben.
Ein weiterer Schwerpunkt in dem Konzept ist die Erschließung des Quartiers. Dem Papier zufolge wird das Areal autoarm geplant. Die Schule sowie die Markthalle werden über den östlichen Teil der Quartiersstraße zu erreichen sein, die im weiteren Verlauf zu einer Spielstraße wird. Die Nutzung dieser Straße wird allerdings auf den Anlieferverkehr, die Feuerwehr, die Müllabfuhr sowie auf die Quartiersbuslinie beschränkt. Die Carrées, die entlang der Bahnlinie entstehen, werden über eine eigene Straße erschlossen. Stellplätze für Autos werden an verschiedenen Orten geschaffen, unter anderem direkt an der Zufahrt zum Quartier. Das habe den Vorteil, dass die Autos nicht durch das gesamte Viertel fahren würden. Außerdem wird es mehrere Stellflächen für Fahrräder geben. Direkt an der Station der Regio-S-Bahn sehen die Planungen einen sogenannten Mobilitätshub vor, der den Individualverkehr durch verschiedene Sharing-Angebote ergänzen soll.
Artikel vom 04.02.2022 aus dem Weser Kurier
Autor: Aljoscha-Marcello Dohme
Bildquelle Übersicht: Schönborn Schmitz Architekten
Weitere Informationen können Sie auch in dem zweiten Presseartikel der Norddeutschen entnehmen.