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Quartier am Sedanplatz

DER GRUNDSTEIN IST GELEGT
Wie der Festakt für das neue Quartier am Sedanplatz verlief – und welche Bedeutung es hat

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Vegesack. Wo vor wenigen Wochen noch ein Teil des Finanzamtes sowie ein Geschäftshaus standen, entsteht seit diesem Donnerstag ein neues Quartier. Das trägt den Namen „Wohnen am Wasserturm“ und wird zwischen der Gerhard-Rohlfs-Straße und dem Sedanplatz realisiert. Entsprechend groß sind die Erwartungen an das Projekt.

Bevor Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD), Staatsrätin Maike Frese (Wirtschaft) sowie die beiden Nordbremer Investoren Thorsten Nagel (Procon) und Olaf Mosel (M-Projekt) zur Grundsteinlegung übergingen, betonte Letzterer, dass das Projekt sowohl die Pandemie als auch die Baukostenexplosion infolge des Ukraine-Krieges sowie den Wegfall von KfW-Zuschüssen überstanden habe. „Bei einer rein wirtschaftlichen Betrachtung – unter Berücksichtigung des eigenen Zeitaufwands – hätte man aber wohl zu verschiedenen Zeiten von dem Vorhaben Abstand nehmen müssen“, so Mosel.

Nach Angaben der Projektentwickler starteten die Planungen für das Vorhaben 2017. Fünf Jahre später, im Juni 2022, befasste sich die Baudeputation mit ihm. Die beschloss damals den Abriss der Markthalle sowie des Finanzamtes. Der begann im März. Zumindest für den Behördensitz sowie einen ehemaligen Asia-Markt. Bis die Markthalle abgebrochen werden kann, wird es noch einige Jahre dauern: Die Immobilie ist bis 2029 an den Dortmunder Handelskonzern Tedi vermietet.

Auch deshalb gliedert sich das Projekt in drei Abschnitte: Während der ersten Bauphase entsteht direkt an der Gerhard-Rohlfs-Straße ein reines Geschäftshaus. Hauptmieterin wird die Sparkasse , die dort eine Stadtteilfiliale einrichtet. Darüber hinaus ziehen auch eine Praxis für Physiotherapie sowie eine Augenärztin in das Gebäude ein. Im Dezember informierte Nagel den Vegesacker Beirat darüber, dass das Gebäude bereits zu 100 Prozent vermietet ist. In der ersten Hälfte kommenden Jahres soll es fertiggestellt werden.

Der zweite Bauabschnitt umfasst das nördliche Finanzamtsgelände. Hier entsteht den Planungen zufolge ein Wohnhaus samt Tiefgarage. Die Arbeiten sollen Ende kommenden Jahres starten. Gebaut werden insgesamt 25 Eigentumswohnungen. Ab Ende 2029 soll dann auf dem Areal der Markthalle ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Nach Angaben der beiden Gesellschaften ist die Nutzung vielfältig: Angedacht sind Flächen für Gastronomie und Einzelhandel, Praxis- und Büroräume sowie Mietwohnungen.

Thorsten Nagel erinnerte bei der Grundsteinlegung an die Historie des Ortes. „Vor rund 200 Jahren standen auf dem Platz – als höchster Punkt Vegesacks – eine Windmühle und ein Armenhaus“, sagte er. „Der Name geht auf den französischen Ort Sedan und die dortige Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg zurück.“ Die war um 1870, 15 Jahre später wurde der Sedanplatz angelegt. Insbesondere in den 1960er-Jahren seien die Ränder mit dem Gebäude der Volksbank Bremen-Nord, dem Bürgerhaus, dem Finanzamt, dem Einrichtungshaus Körber sowie dem Kaufhaus Hertie neu bebaut worden. „Im Jahr 2007 entstand dann die Vegesacker Markthalle, die aber leider nicht so funktioniert hat, wie wir uns das alle vorgestellt haben“, so Nagel. Die Folge sei ein relativ langer Leerstand gewesen.

Diese Situation, mitten im Herzen von Vegesack, habe nicht nur ihn, sondern auch Mosel gestört. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, hätten die beiden Projektentwickler überlegt, wie sie Abhilfe schaffen können. So sei die Idee entstanden, an dem Ort ein neues Quartier zu realisieren. Doch das war nicht die einzige Motivation. „Leider hat Vegesack sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht so positiv entwickelt, wie wir uns das gewünscht haben“, sagte der gebürtige Nordbremer. „Auch deshalb wollten wir an diesem Ort deutlich etwas verändern.“

Bis zur Grundsteinlegung am Donnerstag war es jedoch ein langer Weg. Mosel sprach von drei Wahlperioden, in denen Nagel und er das Projekt immer wieder im Vegesacker Beirat vorgestellt haben. „Manchmal braucht man im Bau Ausdauer – und manchmal überragt so ein Projekt auch eine Legislatur“, sagte Bausenatorin Ünsal. „Unser Ziel ist es aber, schneller zu werden.“ Daran arbeite der Bremer Senat, die anderen Landesregierungen sowie der Bund.

Das Vorhaben von Mosel und Nagel zeige, wie eine Stadt auf den Wandel der Zentren reagieren kann. Schließlich verändere sich nicht nur das Einkaufsverhalten der Menschen, sondern auch ein Ortskern. „Mit diesem Projekt setzen wir ein klares Zeichen: Wir glauben an die Zukunft unserer Stadtzentren und wir glauben an Vegesack“, so die Sozialdemokratin. Mit dem Ensemble am Sedanplatz entstünden nicht nur Gebäude, sondern ein Quartier der Zukunft.

Maike Frese, die in Vertretung für Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) zu dem Festakt kam, bezeichnete die Grundsteinlegung als einen besonderen Tag für Vegesack. „Hier entsteht ein lebendiges Zentrum, in dem gewohnt und gearbeitet werden kann“, sagte sie. „Und damit wird es auch zu Begegnungen kommen, die in der heutigen Zeit immer wichtiger werden.“ Mit Blick auf die Gebäude, die an der Stelle entstehen werden, sprach sie von einer großartigen Architektur. „Das ist eine schöne, angemessene und moderne Architektur für diesen Platz“, so die Staatsrätin.

Geht es nach den Investoren, bringt das Projekt einen deutlichen Schub für das Mittelzentrum. „Mit dem Bauvorhaben wird die Entwicklung rund um den Sedanplatz gezielt weitergeführt“, heißt es. „Die geplante Mischnutzung aus Gewerbe, Dienstleistungen, Wohnen und Gastronomie stärkt die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit der Vegesacker Innenstadt nachhaltig.“