Lilienthal. Für das Betriebsgelände der Osterholzer Stadtwerke in Butendiek gibt es eine neue Perspektive: An der Stelle, an der heute das alte Wasserwerk, die Hallen und das Verwaltungsgebäude stehen, soll eine Senioren-Wohnanlage errichtet werden. Investor ist die Firma M-Projekt aus Bremen-Nord, die das Vorhaben zusammen mit dem Betreiber Convivo voranbringen will. Nachdem der Vertrag im Dezember unterschrieben worden ist, geht es jetzt darum, dass die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Ratsleute im Bauausschuss haben sich am Montag erstmals öffentlich mit den Plänen befasst und grünes Licht für das weitere Vorgehen gegeben. Es gab auch Anregungen und Ideen.
Der Verkauf des Geländes in Butendiek geht einher mit den Umzugsplänen der Stadtwerke: Der Energieversorger will seinen Standort auf das Grundstück des Gemeindebauhofs im Gewerbegebiet Moorhausen verlegen und dort unter anderem ein Verwaltungsgebäude und eine Lagerhalle errichten. Seit gut drei Wochen liegt die Baugenehmigung dafür vor, und auch die Aufträge sind bereits vergeben. Voraussichtlich im März sollen die Arbeiten beginnen. Der Zeitplan sieht vor, dass die Stadtwerke ihr altes Domizil im Sommer 2023 verlassen, damit die Firma M-Projekt dann möglichst nahtlos mit dem Abriss der alten Gebäude loslegen kann, ehe es mit dem Neubau weitergeht.
Vorgesehen ist, dass zwei Senioren-Wohngemeinschaften mit je zwölf Zimmern und einem Gemeinschaftsraum entstehen und auch eine Tagespflege mit 16 Plätzen untergebracht werden soll. Darüber hinaus sind 30 sogenannte Service-Wohnungen geplant, deren Bewohner selbstständig bleiben, bei Bedarf aber auch Dienstleistungen und Hilfen in Anspruch nehmen können. Zusätzlich soll ein Café eröffnet werden, das nach Möglichkeit öffentlich zugänglich sein soll. Die Wohnanlage soll dreigeschossig werden, gut 30 Parkplätze sind vorgesehen. Das Waldstück hinter den Gebäuden bleibt unangetastet, es liegt mitten im Überschwemmungsgebiet, in dem nicht gebaut werden darf. Inwieweit später Wege hergerichtet oder Bänke aufgestellt werden dürfen, muss das weitere Verfahren zeigen.
Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Meyer-Hammerström ist überaus zufrieden mit der Lösung, die sich nun für die Nachnutzung des Geländes abzeichnet – auch wenn diese ganz anders aussieht, als es ursprünglich mal gedacht war. Die Firma Energiekontor war drauf und dran, ihre Firmenzentrale in Butendiek zu errichten, hatte dann aber im vergangenen Juni überraschend abgesagt. Auf der Suche nach einem neuen Käufer wurden gezielt Investoren und Betreiber aus dem Bereich der Altenpflege kontaktiert. Am Ende blieben drei Interessenten übrig, die den Kriterienkatalog der Stadtwerke erfüllten. M-Projekt und Convivo, die schon mehrere Großprojekte dieser Art unter anderem in Schwanewede und Aumund aufgezogen haben, machten schließlich das Rennen. „Ich glaube, dass es für Lilienthal an diesem Standort die optimale Lösung ist. Das gilt auch für die Partner, die uns mit ihrem Konzept überzeugt haben“, sagt Meyer-Hammerström. Wie viel Geld die Stadtwerke für den Verkauf des Grundstücks erhalten, sagt er nicht. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden.
Bürgermeister Kristian Tangermann nennt es „hervorragend“, dass Lilienthal nun eine solche Nachnutzung vor Augen hat. An Wohnraum für ältere Menschen mit Pflegeoptionen, aber auch an Angeboten in der Tagespflege gebe es in der Gemeinde einen Mangel. Auch den angedachten Standort für die Wohnanlage hält er für ziemlich perfekt. Nur in einem Punkt trauert er Energiekontor etwas nach: Die Windenergieanlagen-Firma hätte der Gemeinde wahrscheinlich beträchtliche Steuereinnahmen beschert.
Noch stehen die Pläne für die neue Wohnanlage nur auf dem Papier. Damit sie Wirklichkeit werden können, soll der Bebauungsplan in einem verkürzten Verfahren überarbeitet werden, die Politik muss den Entwürfen am Ende noch zustimmen. Grundsätzliche Bedenken sind aus den Reihen des Gemeinderates nicht zu vernehmen, sehr wohl aber Anregungen beziehungsweise feste Vorstellungen, die an die Zustimmung geknüpft werden sollen.
Andreas Strassemeier (Die Linke) hält es für unabdingbar, dass für die Senioren-Wohnanlage ein Fußweg entlang der Straße Am Holze gebaut wird, damit die Bewohner sicher in Richtung Ortsmitte und zurück unterwegs sein können. Möglich ist, dass solche Pläne das Bremer Gebiet berühren, denn die Landesgrenze bildet die Straße. Ob sich ein Fußweg durch den Wald mit Anschluss an den Schützenplatz verlegen lässt, ist offen. Dorit Möllenkamp (Grüne) hat die Idee, dass neben der Senioren-Wohnanlage zusätzlich ein Kindergarten auf das Gelände ziehen könnte, etwa ein Waldkindergarten. Der Investor sichert zu, diesen Überlegungen grundsätzlich offen gegenüberzustehen und die Fragen dazu klären zu lassen.
Den Artikel schrieb Lutz Rode in der Ausgabe der Wümme Zeitung vom 23.02.2022