Dijana:
Nun weiß ich, dass du gerne nach Dänemark reist. Was fasziniert dich an diesem Land so sehr?
Abgesehen von den langen Stränden, die wunderbar zu einem ausgiebigen Spaziergang mit deinem Hund einladen, hat Dänemark ja diverse architektonische Highlights.
Philipp:
Mir gefällt die skandinavische Lebensweise, die ich mir gerne zu eigen mache, wenn ich dort bin.
Vieles findet in der Natur statt. Es ist ein unglaublich offenes Land, dass in Sachen Klimaschutz, Digitalisierung etc. viel weiter ist als wir. Und ich denke, dass man dort im Auge behält, was es bedarf, um gemeinschaftlich und gut in einem Land leben zu können. Es hat seinen Grund, dass Dänemark im weltweiten „Glückranking“ immer ganz oben mitspielt.
Dijana:
In Dänemark finden sich auch ein paar prämierte Architekturbüros mit außergewöhnlichen Projekten. So zum Beispiel C.F. Møller, die den Legocampus entworfen haben, oder Cobe, die öffentlichen Plätzen einen fast schon surreal anmutenden Charme verleihen. Wie weit darf Architektur deiner Meinung nach gehen? Darf man, wie der Architekt Julien De Smet einfach Eisberge ans Ufer in Aarhus setzen? Wo fängt Ästhetik deines Erachtens an und wo hört sie auf?
Philipp:
C.F. Møllers Entwurfsphilosophie ist es, dass es bei einem Haus in erster Linie darum geht, wie es mit seiner Umgebung interagiert. Olaf und ich konnten uns vor 2 Jahren im Rahmen einer Dänemark-Exkursion bei mehreren Projekten davon überzeugen.
Natürlich habe ich mir in diesem Jahr auch den gerade fertiggestellten Lego-Campus angesehen. Fast direkt daneben ist auch das Lego-House des Architekturbüros BIG. Während die Aufgabe bei dem Campusgebäude darin bestand, moderne, kommunikative Arbeitswelten zu schaffen, ist das Lego-House ein extrem zeichenhaftes Gebäude, das seinen Inhalt – eine riesige Lego Spielwelt – auf nahezu perfekte Wiese nach außen transportiert. Ich bin da jedes Jahr mit meiner Tochter zum Spielen und in der Regel sind wir die letzten, die das Gebäude verlassen…..
Zu den Eisbergen in Aarhus: Ja klar kann man die dort hinsetzen, aber hier gibt es leider das Problem, dass die Häuser nicht mit ihrer Umwelt interagieren. Sie wirken sehr anonym. Es ist kein Ort zum Verweilen oder zum gemeinschaftlichen Austausch entstanden. Für ein Wohnhaus sehr schade.
Dennoch darf es natürlich Eyecatcher geben. Die Elbphilharmonie ist dafür ein gutes Beispiel. Die ist so gut geworden, dass heute keiner mehr über die Kosten, aber alle liebevoll über die „Elphi“ reden.
Dijana:
Welche Rolle nimmt Design privat bei dir ein? Ich zum Beispiel finde Ittala Weingläser unglaublich stilvoll.
Philipp:
Bei uns zuhause gibt ist es ein buntes Sammelsurium von überwiegend skandinavischen Designklassikern. Von Ittala haben wir zum Beispiel einige Aalto-Vasen. Hier kommt nach fast jedem Urlaub eine Neue dazu. Von Verner Panton ist just ein Sessel in sattem Blau bei uns eingezogen – kurz: Ja, Design spielt auch privat eine große Rolle.
Dijana:
Bei einem Bauträger wie M Projekt geht es natürlich auch darum, wirtschaftlich zu arbeiten. Wie kreativ kann man sich als Architekt in standardisierten Prozessen noch austoben?
Philipp:
Wir haben keine Standard-Haustypen! Jede Bauaufgabe wird neu angegangen. Wir haben noch nie in zwei Baugebieten jeweils das gleiche Haus gebaut. Hinzu kommt, dass wir ja auch ganz viel Quartiersentwicklungen machen, wo alle Seiten berücksichtigt werden müssen – wie bereits oben beschrieben eben auch, wie das Haus mit seiner Umwelt interagiert.
Dijana:
Also bist du gerne Architekt?
Philipp:
Ja, hier gibt es so viele Dinge, die einfach sinnstiftend und erfüllend sind, auch wenn sie vielleicht nicht immer die rentabelsten Projekte hervorbringen…. Doch wenn man an Häusern vorbeifährt, die man selbst gestaltet hat, freut man sich jedes Mal, dem Stadtbild einen schönen Ort zum Verweilen gegeben zu haben.
Dijana:
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Philipp!